Nachrichten vom Arsch der Welt

News from the end of the world

Sunday, November 05, 2006

Hong Kong Diary

Es hat ein wenig gedauert, aber endlich habe ich die Zeit und die Moeglichkeit, ein paar (mehr) Zeilen aus Hongkong (der Brite / Kantonese schreibt es Hong Kong, also werde ich dies fortan auch tun) zu verfassen von D-lers Rechner aus. Der Beitrag wird etwas laenger, aber wer will, kann sich ja waehrend dessen schon einmal die Fotos herunterladen (edit: habe jetzt nur ein paar direkt hier hochgeladen), waehrend er/sie diese Zeilen liest, die ich muehevoll auf einer fuer Europaeer doch etwas ungewohnten Tastatur schreiben muss.

Es begann alles damit, dass ich einen Tag spaeter als geplant losfliegen konnte, mein Magen am Tag der Abreise nach den Stresstagen zuvor das Schnitzel und die Pommes am Frankfurter Flughafen nicht annehmen wollte und er wieder einmal verrueckt spielte. Koffer rein, Schnitzel rein, Schnitzel raus, Koffer raus. Nach einer Uebernachtung mit meinen Eltern im Maritim ging es einen Tag spaeter also um 18:50 Uhr (mez) in Frankfurt los. Der Flug dauerte 12 Stunden, war auch anstrengend aber eigentlich okay. Mein Lieblingsdialog beim Betreten des Fliegers zwischen einer asiatischen Flugbegleiterin und einem deutschen Gast: "Any English or Chinese newspaper?" "Wieso habt Ihr keine deutschen Zeitungen, wir sind doch hier in Deutschland!"

Hong Kong, Day 1, 02-11-2006

Gegen 14:00 Uhr chinesischer Ortszeit (deutsche Winterzeit + 7 Stunden) landete der Flieger in Hong Kong auf dem neuen Riesenflughafen, der im Oktober eroeffnet wurde. Von dort aus fuhr ich zur Bahnstation, von der aus mich D-ler um 18:30 Uhr abholte. Zunaechst habe ich Hong Kong gehasst. Die Bahnstation, an der ich wartete, weil ich keine Lust hatte, mit dem schweren Gepaeck durch die Stadt zu ziehen, war umgeben von lauten und grossen Stassen. Zudem gibt es in Hong Kong ausser in Parks keine Sitzgelegenheiten in der Oeffentlichkeit, nicht mal an Haltestellen. Also nix mit mal eben gemuetlich irgendwo hinsetzen oder so. Als es dann allerdings dunkel wurde, D-ler mich abholte und wir zu seiner Behausung reisten, aenderte sich meine Meinung ueber die Metropole total. Die Stadt ist ein absoluter Traum! Vor Hannover hat mich noch keine Stadt so fasziniert. Die noblen, gigantischen Wolkenkratzer, die hier wie ganz normal irgendwo herumstehen, stehen direkt neben Parks (davon gibt es ueberraschend viele), daneben stehen zwei Wohntuerme (von aussen total haesslich), daneben ein Bau aus der englischen Kolonialzeit und dann wieder von vorne. Richtig beeindruckend und kurioserweise alles total sauber. Hier wirft keiner was auf die Strassen und essen, trinken und rauchen ist in U-Bahnen, Bussen und oeffentlichen Gebaeuden ohnehin untersagt.

Jedenfalls ging es erst einmal in den 20. Stock in die ca. 40 Quadratmeter grosse Wohnung von D-ler, seinem Mitbewohner aus Hamburg und seiner Mitbewohnerin aus Stuttgart. Klamotten reingeworfen und ab ins Partyviertel auf ein Cider und Frei-Vodka Red Bull in einem Pub namens Carnegies. Unter der Woche ist da auch was los, also echtes Metropolengefuehl. Auf der Strasse kaufte ich mir noch bei so einem typischen Asialaden (Tisch auf die Strasse, Wok hin, Essen machen) etwas, was mir als "Beef" angepriesen wurde. Es handelte sich um fuenf Baellchen am Spiess - alles andere wirkte mir zu suspekt oder eben Meeresgetier. Es schmeckte nach gar nichts, war so gut wie durchsichtig und hatte auch ansonsten eine Konsistenz wie Fisch. Wenn das wirklich Beef gewesen sein sollte, muss ich echt Rinderhoden oder gemahlene Rinderknorpel gegessen haben, eine andere These habe ich dazu ansonsten nicht.

Generell kann man zu Hong Kong sagen, dass es eine absolut megareiche Stadt ist. Auf der Strasse fahren nur Autos ab 50.000 Euro aufwaerts durch die Gegend, ausgenommen Taxis und Nutzfahrzeuge. Das Standardmodell hier ist die E-Klasse, und damit gehoert man schon zu den aermeren Reichen, ansonsten finden sich hier alle Nase Land Rover, Rolls Royce, Bentley, Ferrari, Lexus und was weiss ich nicht was. Die Karren auf den Fotos sind entstanden, als ich an einer Bruecke zwei Minuten lang gewartet habe, dass die Peak Tram unter mir vorbeifaehrt, und das war eine kleine Nebenstrasse. Das sollte alles sagen. Der Durchschnittskantonese faehrt so eine Karre natuerlich nicht, was er aber auch nicht braucht, da das Infrastrukturnetz echt top ist. Die Reichen Leute wohnen auch nicht in der City, sondern ausserhalb auf dem Land, wo deren Villen stehen, wobei die Mietpreise hier fuer recht wenig Quadratmeter schon extrem hoch sind. D-ler und die beiden andern zahlen fuer ihre Bude je(!) 500 Euro im Monat plus Stadtwerke.

Um Mitternacht waren wir dann auch zurueck und nachdem ich nach zwei Stunden Schlaf nicht mehr pennen konnte (wohl die Zeitverschiebung), begann der naechste Tag etwas muehevoller, aber dennoch war er verdammt interessant.

Hong Kong, Day 2, 03-11-2006

Der Freitag sollte mein Tourismustag werden. Nachdem ich von 06:00 Uhr bis 09:00 Uhr doch noch etwas geschlafen hatte, begab ich mich gegen 11:00 Uhr auf Sightseeingtour. Ich beschraenkte mich dabei auf Hong Kong Island, die Hauptinsel der zahlreichen Inseln, auf denen Hong Kong basiert. Neben faszinierenden Wolkenkratzern gab es fuer mich den Hong Kong Park zu sehen, in dem nicht nur die Hochzeitspaare im Minutentakt durchgeschleust werden, sondern auch diverses an Flora und Fauna geboten wurde. Von dort aus fuhr ich mit der Peak Tram den steilen Shan Teng (The Peak) hinauf, den hoechsten der vielen Berge Hong Kongs. Dort eroberte ich zunaechst die offizielle Aussichtsplattform, hielt mich dann aber an die Insidertipps des Reisefuehrers von Marco Polo (Spitzenteile!) und ging den ca. 2,8 Kilometer langen Trimm-Dich-Pfad ab, der daneben lang fuehrt und von wo aus man neben toller Natur auch noch geilere Blicke ueber die Stadt und den Hafen bekommt. Zum Hafen kann ich nur sagen: pervers! Was da ueberhaupt Hafen offiziell ist und was nicht kann man gar nicht sagen. In dem, was ich fuer das eigentliche Hafengebiet halte, stehen mindestens 100 Containerschiffe und Tanker einfach nur dumm rum und warten auf Entladung, weil die Anlegeplaetze belegt sind. Vor dem Hafen stehen noch mal 20 Riesentanker und Containerschiffe, die noch mal 10x groesser sind als die "normalen" Containerschiffe im Hafen. Die passen da wohl nicht rein und werden also auf hoher See durch die normalen Containerschiffe geloescht.

Nach einer Stunde Rundweg befolgte ich einen weiteren Tipp von Marco Polo und fuhr nicht mit der Bahn nach unten, sondern waehlte den durchaus anstrengenden, aber mehr als lohnenden Fussweg nach unten, direkt durch den Bergjungle. Ein traumhafter Urwald! Total kaputt kam ich am Fusse des Berges wieder an und schlenderte noch ein wenig ueber ein paar chinesische Maerkte und am Hafen entlang bis D-ler Feierabend hatte. Nachdem ich in einem Laden gnadenlos durch die Essstaebchenpruefung gefallen bin fuhren wir zum Hong Kong FC, der an diesem Abend um 20:15 gegen Lanwa Red Bull Hong Kong spielte.

Der HKFC Ground hatte etwa 3.500 Plaetze und lag genau in der Mitte einer Pferderennbahn. Pferderennen sind die einzige Moeglichkeit fuer die "Honks", zu wetten bzw. generell Gluecksspiel zu betreiben, einen entsprechenden Stellenwert hat das ganze hier. Weniger hohen Stellenwert scheint hier Fussball zu haben, gerade einmal 150 Zuschauer wohnten dieser Erstligapartie bei. Auf dem Kunstrasenplatz wurde auch mehr geruppt als ordentlicher Fussball gespielt, aber egal. Viel beeindruckender war die Kulisse drum herum, die ganzen beleuchteten Wolkenkrazer. Kann man nicht beschreiben, aber hatte absolut einmaligen Charme! Das Spiel endete uebrigens 1:3!

Abends ging es erneut mit ein paar Franzosen und Deutschen in diverse Partyviertel. Waren nette Leute, wirklich, auch ein 28-jaehriger Honk von D-lers Arbeit war mit auf der einen Party, so ein typischer "Partyasiate" wie man ihn von MTV kennt - super Typ. Die Asiatinnen hier sind richtig leicht abzuschleppen, das geht gar nicht. Finstere Nummern, die hier laufen. Nach einer kleinen Razzia in dem Laden ging ich um 03:30 Uhr mit D-ler in eine Kneipe, in der das Freitagspiel von 96 gegen Bochum gezeigt wurde. Leider / zum Glueck schloss der Wirt seine Kneipe nach der ersten Haelfte, aber egal. Wir fuhren dann auch irgendwann nach Hause und ich lag um 06:00 Uhr im Bett.

Hong Kong, Day 3, 04-11-2006

Um 11:00 Uhr war die Nacht auch schon wieder vorbei, denn es ging zu einen Boat Trip, den D-lers Kollegen von seiner Fussballmannschaft (Hong Kong Krauts) organisiert hatten. Um 12:00 Uhr betraten wir das Boot, welches fortan bei Bier, Essen (Salate, Buletten, Wuerstchen) und guter Musik ueber den Pazifik schipperte. Wir hielten auf unserem Weg um die Inseln Hong Kongs, der teilweise doch etwas staerkerem Wellengang unterlegen war, an zwei Straenden und gingen dort bei ca. 30 Grad und strahlender Sonne gepflegt baden. Widererwartend waren die meisten der 30 Passagiere am Ende doch etwas leichter angetrunken und so verschlug es leider nur noch D-ler, einen anderen Kollegen und mich in eine Kneipe, der Rest war bedient. D-ler zwar auch, aber der schleif wenisgtens noch anstandshalber fuer zwei Stunden bei uns mit am Tisch. Gegen Mitternacht war aber auch dieser Tag dann irgendwann mal beendet.

So, die wenigen, die sich bis hier hin durchgekaempft haben, werden hoffentlich einen kleinen Einblick in diese Stadt erhalten haben. Absolute Traumstadt. Gleich gehe ich mit D-ler noch einen Versuch in Sachen Essstaebchen II unternehmen und danach gehen wir zu Xiangxue Sun Hei - Wofoo Tai Po im MK Stadium, wobei MK fuer den Stadtteil Mong Kok im Stadionnahmen steht. Da mein Flug morgen frueh um 09:00 Uhr nach Sydney geht und ich meine eigene Wohnung erst ab dem 12. habe und vorher mich als Backpacker betaetigen muss, werde ich mich wohl erst in einer Woche wieder melden. Bis dahin viel Spass Euch allen und benehmt Euch - die Kantonesen tun es auch ;-)

4 Comments:

Anonymous Anonymous said...

MHH, ALSO ICH HAB HONGKONG DA JA MAL GANZ NDERS ERLEBT! SCHWUEL UND DRUECKENDE LUFT. ABER GUT! MELD DICH, WENN DU DA BIST...

20:13  
Blogger El Wursto said...

Ja - zu beidem ;-) Ich melde mich heute Abend bei Dir, wenn ich in Sydney angekommen bin. Und das mit der schwuelen Luft stimmt schon, aber erstens gewoehnt man sich da nach ein bis zwei Tagen daran und zudem war ich ja nun auch nicht im Sommer da so wie Du, da ist das vielleicht noch anders.

Bis nachher...

10:20  
Anonymous Anonymous said...

ich will auch eine schuhstraße in hannover:-(
aber schön, dass du gut angekommen bist, bzw. inzwischen sogar schon australischen boden betreten haben dürftest...

05:36  
Blogger El Wursto said...

Ja, ich habe auch ein paar schoene Fotos von den Schuhregalen geschossen ;-) Hatte auch erst ueberlegt, ob ich Euch die Moeglichkeit gebe, mir auf dem Rueckflug bestimmte Modellkaufauftraege zu erteilen, aber leider klappt das nicht mit dem Gepaeckgewicht.

10:28  

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