Nachrichten vom Arsch der Welt

News from the end of the world

Monday, February 26, 2007

Am Arsch der Welt nichts neues...

Die Fotos zum letzten Bericht (Karneval in Sydney) sind nachgereicht und ansonsten hat sich hier auch nicht viel getan. Vom First Reisebuero habe ich bisher noch keine weitere Meldung erhalten, ob das mit der Umbuchung nun geklappt hat, aber ich warte da mal bis morgen frueh und werde dann bei entsprechend positivem Befund mal zur chinesischen Botschaft pilgern.

Beim besagten Volleyballturnier handelte es sich widererwartend um ein Amateurturnier, ein reines Spassturnier quasi. Jedes Team stand unter einem bestimmten Motto, so waren die Mannschaften teilweise als Borats, Polizisten, Hasen, Soldaten, Farmer, Fussballer oder sonstwas verkleidet. Gespielt wurde zudem mit einem Gummiball anstatt mit einem richtigen Volleyball, warum auch immer. Leider konnte ich dort nicht lange bleiben, da ich Nils, einen Freund von Insa, vom Flughafen abzuholen hatte, der eine Nacht in Sydney blieb, um dann zu Insa in Richtung Melbourne weiterzureisen. Dies dauerte etwas laenger als geplant, da die ganze Innenstadt am Samstag und Sonntag mir Schienenersatzverkehr-Bussen auskommen musste, da der amerikanische Vizepraesident (Suck-my-)Dick Cheney in der Stadt war und daher die U-Bahn-Haltestellen im Central Buero Districty teilweise geschlossen wurden. Abends gingen wir mit ein paar Leuten und ihm dann auch noch weg, die ueblichen Laeden halt, Paddy Maguires und Three Wise Monkeys.

Am naechsten Tag war ich mit Claudia in China Town, da wir mal nach ein paar passenden Klamotten fuer unsere Wuestentour gucken wollten. Gefunden haben wir aber eigentlich nix, dafuer wurden wir Zeugen eines chinesischen Rituals zur Neujahrsbegeheung, da das chinesische Neujahr (es ist das Jahr des Schweins) aktuell einen Monat lang gefeuert wird. Da latschen dann die aus Film und Fernsehen bekannten chinesischen Drachen in die Laeden und werfen mit Salat(!) aus dem Maul um sich und draussen stehen dann die Gehilfen und Trommeln daher. Was auch immer man als genervter Besitzer dann machen muss, dass die damit aufhoeren, irgendwann werden dann jedenfalls verdammt laute Boellerbatterien gezuendet (zum Glueck fuer den Besitzer vor dem Laden) und dann ist der Spass vorbei und der Tross zieht weiter. Claudias chinesische Mitbewohnerin wusste zwar nix von einem Neujahrsbrauch in diese Richtung und meinte, das werde bei Geschaeftseroeffnungen gemacht, aber die ist eh nicht so ganz helle und daher bleibe ich bei meiner Neujahrsversion, solange man mich nicht anderweitig von etwas kompetenterer Seite widerlegt.

Diese Woche steht nicht mehr viel an, dafuer geht es am Samstag dann los mit dem Reisemonat. Claudia und ich fleigen zunaechst nach Norden in Richtung Cairns (hier eine Australienkarte) und von da aus geht es dann einmal die Ostkueste am Great Barrier Reef entlang nach Brisbane. Von dort aus geht es dann weiter mit dem Flieger nach Alice Springs, wo wir eine 3,5-Tage-Tour gebucht haben inklusive Uluru (auch Ayers Rock genannt) und Co. Anschliessend besteigen wir den Ghan, den beruehmtesten Zug Australiens, der zweimal woechentlich die 3.000 Kilometer von Darwin ganz im Norden nach Adelaide ganz im Sueden faehrt, wobei wir aber ja "nur" auf der Haelfte der Strecke einsteigen. In Adelaide haben wir dann noch ein paar Tage, bis es wieder zurueck nach Sydney geht. Was dann sein wird, weiss ich noch nicht, weil es ja davon abhaengt, was mit dem Flug ist, aber das werde ich schon noch frueh genug erfahren.

PS: Stuttgart auswaerts ist ja nun defintiv auf dem Samstag, entsprechend bitte ich um Einplanung in die ICE-Gruppenfahrt, den Bus oder einen 9er. Jannis oder Teddy, bitte uebernehmen Sie!

Saturday, February 24, 2007

Karneval in Sydney

Nach der Reise nach Melboure ging es am gleichen Abend noch ins Paddy Maguires, da dort Nils, ein StudiVZ-Kollege aus Niedersachsen/Bremen, seinen letzten Abend noch mit dem einen oder anderen Bier begiessen wollte. Vorher waren wir noch beim $6 Steak Deal. Es gibt, gerade in den oestlichen Stadtteilen mit den Straenden, ab und an mal Restaurants, in denen man fuer gerade einmal $6, also vier Euro, ein Steak mit Pommes, Haehnchenschnitzel, Calamari, einen grossen Salat oder aehnliches bekommt. Einzige Voraussetzung ist, dass man etwas zu trinken bestellt, was man aber ja ohnehin macht. Tolle Erfindung, so ein Steak Deal.

Am Dienstag erhielt ich Besuch von Martin, einem Kollegen aus Leipzig ("Chemiker"), den ich ganz am Anfang meiner Reise kennengelernt hatte und der die letzten Wochen/Monate unterwegs war und ebenfalls einen Tag spaeter den Heimweg nach Deutschland antreten wollte/musste. Er erhielt bei mir Unterkunft und zum Dank hinterliess er mir sinnlosen Krempel, den er nicht wieder mit nach Deutschland schleppen wollte.

Apropos Heimreise. Einigen hatte ich bereits berichtet, dass ich eventuell schon etwas frueher nach Hause kommen wollte. Dies scheint sich aktuell zu verdichten. Ich habe mal wegen einer Flugumbuchung nachfragen lassen und so wie es aussieht, werde ich nicht wie geplant am 25. April hier los und dann gleich mit direktem Umsteigen in Hong Kong weiter nach Deutschland fliegen, sondern bereits am 04. April meine Segel in Australien streichen. Das hat nichts damit zu tun, dass es mir hier nicht gefaellt oder so, sondern einfach damt, dass ich mit Claudia im Maerz quer durchs Land reisen werde und so fuer den April nicht mehr wirklich viel Geld uebrig sein wird, dass ich dann noch grosse Spruenge machen koennte, um mal nach Tasmanien, Neuseeland oder Fiji zu fliegen - und einen weiteren Monat "sinnlos in Sydney herumhaengen" muss ich auch nicht. Ausserdem habe ich auch seit einiger Zeit wieder den Wunsch, einfach wieder zurueck zu kommen, man vermisst dann ja doch so das eine oder andere. Also werde ich, sofern die Fluege noch frei sind, am 04. April nach Hong Kong fliegen (Abflug 14:55 Uhr - Ankunft 22:20 Uhr) und nach einer Uebernachtung dort weiter nach Shenzhen fahren, der ersten grossen Stadt in China hinter der Grenze von Hong Kong, wo ich die Woche ueber bleiben werde, da D-ler dieses Mal leider nicht in Hong Kong ist, sondern ueber Ostern in Thailand. Am 08. April findet uebrigens (rein zufaellig) das Erstligaspielspiel zwischen Shenzhen Kingway und Zhejiang Lucheng im Shenzhen Stadium statt. Am 10. April werde ich in Hong Kong abends weiterfliegen und am darauf folgenden Tag (Mittwoch, den 11. April) um 05:45 Uhr wieder deutschen Boden betreten. Daher bitte ich auch, mich fuer die Stuttgartfahrt irgendwie und irgendwo mit einzuplanen, danke! Jetzt muss ich nur noch die Bestaetigung fuer die umgebuchten Fluege erhalten und jemanden wegen des Visums fuer China erreichen.

Letzte Woche Freitag waren wir in einer Kneipe im abgelegeneren Sueden Sydney mit dem Namen Rhinedorf. Es handelt sich dabei um eine deutsche Kneipe und an diesem Abend wurde... Fasching gefeiert! Manch einer nennt es geruechteweise auch Kerneval, aber als traditionell wenig begeisterungsfaehiger Hannoveraner in Sachen dummer Verkleidungsfeste ist einem das auch wurscht, wie es heisst. Apropos wurscht, es gab dort extra fuer den Abend Currywurst/Pommes und Mettbroetchen. Bis auf uns waren eigentlich fast alle verkleidet, die meisten der ca. 100 Gaeste waren Australier oder Deutsche, aber ein Schweizer und ein paar Hollaender waren auch dabei. Meistens wurde deutsches Liedgut gespielt (Karnevalsmusik halt, aber auch Matthias Reim war mal dabei), zwischendrin durfte aber auch mal die zweikoepfige Rentnerband ran, die mit Schlagzeug und Schifferklavier/Trompete solche Klassiker wie den Ententanz darbot. Auf einer Leinwand liefen dazu (ohne Ton) deutche Buettenreden. Gerade die australischen Weiber feierten kurioserweise, als haetten sie sonst nix zu feiern im Jahr. War mal ganz interessant.

Einen Tag spaeter bin ich mit Claudia nach Manly gefahren, einem Strand hoch im Norden von Sydney. Um dort hinzukommen, muss man eine halbe Stunde lang von der City aus mit dem Schiffchen fahren, was aber ganz nett ist eigentlich. Claudia hat mich auch mal ganz dezent verarscht, indem sie mir einen kleinen Pillepallestrand neben dem Anleger in Manly als den Manlystrand verkaufen wollte und ich es auch noch geglaubt habe. Na ja, der echte Strand war dann schon etwas groesser, siehe den Vergleich der Bilder nebenan. Schwimmen waren wir allerdings nicht, das holen wir wohl morgen nach. Irgendwie schon kurios, wie das Interesse am Strand seit meiner Ankunft nachgelassen hat. Ich war seit etwa einem Monat trotz einladender Temperaturen echt nicht mehr am Strand baden, der Gewoehnungseffekt hat da voll zugeschlagen.

Letzte Woche (ich glaube, es war Dienstag) waren die beiden Kreuzfahrtschiffe Queen Mary 2 (das groesste Kreuzfahrtschiff der Welt) und die etwas aeltere Vorgaengervariante Queen Elisabeth 2 geichzeitig im Hafen von Sydney, wobei die kleinere Elisabeth 2 direkt im Hafenzentrum anlegte, wohingegen die Queen Mary 2 aufgrund ihrer Groesse etwas ausserhalb parken musste (auf dem unteren Foto in der linken Bildhaelfte am Schornstein zu erkennen). Die ganze Stadt war irgendwie auf den Beinen, und nur 200 Meter von meinem Anwesen entfernt stapelten sich die Leute fast, um die Schiffe zu sehen. Bei deren Ankunft waren sowas von viele private Boote auf dem Wasser unterwegs, dass die Queen Elisabeth 2 kaum rueckwaerst eingeparkt werden konnte. Abends gab es dann (mal wieder) ein Feuerwerk, welches wir uns bei einem kuehlen Bierchen vom Ufer aus ansahen.

Ansonsten war ich die Tage noch in Parramatta im Westen von Sydney, aber das war eigentlich auch nichts spannendes. Gleich geht´s nach Coogee zu einem grossen Volleyballturnier, bin mal gespannt, was das so wird. Fotos folgen wie immer bei naechster Gelegenheit.

Wednesday, February 14, 2007

Verdammt lang her...

So, es hat eine Weile gedauert, aber dafuer habe ich nun sowohl den Artikel "Australian Open and Australia Day 2007" nachtraeglich bebildert als auch mit "Great Ocean Road II" einen neuen Artikel hinzugefuegt und diesen ebenfalls mit Fotos versehen. Ich wuensche viel Spass und Zeit beim Lesen.

Monday, February 12, 2007

Great Ocean Road II

Am Freitag vorletzter Woche ging ich abends mit Jo (CFHH) in Melbourne das eine oder andere Cider trinken und am naechsten Tag zeigte ich ihm ein wenig die Stadt, schliesslich war ich ja schon zwei Mal hier. Interessanterweise sah ich dieses Mal auch die Formel 1-Strecke von Melbourne, die ich beim letzten Mal gar nicht registriert hatte, obwohl ich dort war. Ist schliesslich ein Stadtkurs und die Aufbauarbeiten um den Albert Lake hatten dieses Mal bereits begonnen (das Rennen findet am 18. Maerz statt). Am Sonntag fand um 18:00 Uhr das Halbfinalrueckspiel um die australische Fussballmeisterschaft zwischen Melbourne und Adelaide statt:

Melbourne Victory - Adelaide United 2:1 (48.000 Zuschauer, 1.000 Gaestefans)

Ich hatte fuer Claudia und mich Karten online bestellt (man bekam sie per Mail als PDF zugeschickt und musste sie sich dann ausdrucken, anhand des Strichcodes kam man dann halt rein - aus Sicht von Eintrittskartenliebhabern absoluter Muell, aber in Australien gaengig). Urspruenglich sollte sie gegen 16:00 Uhr in Melbourne eintreffen, da aber ihr Bus eine Panne hatte und der Ersatzbus danach auch, kam sie erst um 21:00 Uhr an und so nahm Jo natuerlich dankend ihr Ticket.

Mit 48.000 Zuschauern war der Telstra Dome sehr gut gefuellt, knapp 1.000 Gaestefans begleiteten und besangen ihr Team, das die Woche zuvor das Hinspiel 0:0 zu Hause vergeigt hatte. Tagsueber waren es 38 Grad in der Stadt, und auch abends, gegen 19:00 Uhr (Anpfiff war um 18:00 Uhr), waren es immer noch 34 Grad in der Schuessel. Die Stimmung war trotzdem generell gut und das Spiel war ebenfalls spannend, gerade auch, weil Adelaide nach nur vier Minuten mit 1:0 in Fuehrung ging. In der zweiten Halbzeit war aber fast nur noch Melbourne am Druecken und so fiel das wichtige 2:1 in der Nachspielzeit zwar gluecklich, aber nicht unverdient. Das Stadion war am Toben und einem der Blue White Brigade-Leuten schwatzte ich nach dem Spielschluss sogar noch einen BWB-Schal ab.

Fuer das grosse Finale am kommenden Sonntag - welches kurioserweise wieder Melbourne gegen Adelaide heissen wird - werde ich aber nicht extra nach Melbourne fahren, ich war da jetzt oft genug und so wichtig ist mir das in einem fremden Land nun auch nicht. Waere es in Adelaide gewesen, waere ich wohl hin, da ich dort noch nicht war, aber so ist fuer mich das Kapitel Fussball in Australien offiziell abgeschlossen.

Am Montag zeigte ich dann auch Claudia mal Melbourne (allmaehlich sollte ich Geld dafuer nehmen) und unter anderem besuchte ich die kostenlose Ausstellung "Sneakers", in der diverse Kuriositaeten in Sachen Schuhwerk ausgestellt wurden. Fotos machen durfte man leider keine, aber vielleicht auch besser so, sonst haette der eine oder andere hier bestimmt nur wieder einen Herzinfarkt bekommen. Am Dienstag ging es dann mit dem Mietwagen los. Dieses Mal hatte ich auch endlich einen Wagen mit manueller Schaltung, was aber trotz der verkehrten Seite nicht weiter schwierig war. Um es wenigstens etwas zu verkuerzen, so gut wie alles, was ich beim letzten Mal schon gesehen hatte (bis auf Philip Island), haben wir uns auch dieses Mal angeschaut, wer also will, guckt einfach im Bericht "Melbourne, Great Ocean Road, Grampians, Philip Island" noch mal nach.

Jedenfalls ging es am ersten Tag nicht mehr weit, wir guckten uns den Golfplatz mit den Kaengurus an, schekelten etwas durch Lorne (wo die Konferenz war), sahen uns die Erskine Falls an und einen Leuchtturm, der irgendwo in der Gegend herumstand. Auch dieses Mal war die Great Ocean Road von ihrer Natur her einzigartig und grossartig, und ich wuerde sie vielleicht sogar noch ein drittes Mal fahren wollen, aber dazu wird es waehrend meines aktuellen Aufenthalts sicherlich nicht mehr kommen. Wir landeten am Ende in Apollo Bay, wo wir uebernachteten. Zuvor besuchten wir noch einen abgelegenen Wasserfall namens Carisbrook Fall, und als wir zurueck gingen, hing da einfach mal so ein Koala auf Augenhoehe in einem Baum, der ueber den Weg ragte, und verputzte munter sein Abendessen. Er liess sich auch nicht gross von uns stoeren und zur Belohnung reichten wir ihm ein paar leckere Blaetter vom Nebenbaum. Putzig, diese kleinen Gammler. Deren Fell fuelt sich auch total hart an, so wie das von Schafen oder von einem grossen Hund. Aber belaestigt haben wir den Kleinen nicht, und ihn zu einem kitschigen Touristenfoto (Tourist mit Koala im Arm) haben wir ihn auch nicht weiter genoetigt.

Nach einer ziemlich kalten Nacht in Apollo Bay ging es frueh raus, da der Hauptteil auf uns wartete, mit den 12 Aposteln (wo wir einen angespuelten, vermeintlichen Walzahn oder aehnliches fanden) und den ganzen anderen Felsformationen und Kuestenabschnitten. Zwischendrin latschten wir auch noch durch einen sogenannten "kalten Regenwald" und zum einen oder anderen Wasserfall. Anschliessend, was sehr interessant war, besuchten wir den Otway Fly Tree Top Walk. Da ist ein Regenwald, ueber den man auf Metallbruecken geht. Die waren teilweise bis zu 35 Meter hoch und von dem einen Turm aus konnte man sogar 47 Meter ueber dem Wald schweben, wobei die meisten Baeume immer noch groesser waren. Hat auch alles ganz gut gewackelt, also bei starkem Wind moechte ich da nur ungerne drauf rumlaufen. Am Ende des Tages fuhren wir noch kurz in das Tower Hill Reserve, dem erloschenen Vulkan hinter dem offiziellen Ende der Great Ocean Road. Da es kurz vor Sonnenuntergang war, wimmelte es nur so von australischen, nachtaktiven Tieren, sprich Kaengurus, Koalas, Emus, und sogar ein Fuchs war dieses Mal dabei. Wir fuhren noch weiter bis Port Fairy und schlugen dort unser Nachtlager im Hostel auf.

Am Donnerstag staunten wir ueber den in Port Fairy abgehaltenen Commonwealth Championship Sheep Dog Trial ("Staatenbundmeisterschaft in der Schafshundeprüfung"), einem Wettbewerb fuer Hirtenhunde, die Schafe ueber einen Parcours jagen mussten. Ja, die Australier sind schon verkappte Amerikaner, das ist mir hier bereits mehrmals aufgefallen. Ein weiterer Grund, die Zeit in Australien zwar zu geniessen, dann aber doch wieder nach Deutschland zurueckzukehren. Eine sensationell tolle Erfahrung reicher fuhren wir kurz zurueck zum Tower Hill Reserve, wo wir noch ein bisschen durch die Gegend latschten, und dann ging es nach Portland und Cape Bridgewater, wo wir auch noch ein bisschen herumschekelten.

Bis hier hin war nicht so viel Neues fuer mich dabei, aber hinter Cape Bridgewater fing auch fuer mich die Strecke an, die ich noch gar nicht kannte. Es war schon nicht mehr ganz so frueh am Tag, als wir die Staatsgrenze von Victoria in Richtung South Australia ueberschritten und in Mount Gambier ankamen, einem mittelgrossen Staedtchen mit einem besonderen See, dem Blue Lake. Dieser hat die besondere und von der Wissenschaft bisher noch nicht erklaerte Eigenschaft, seine Wasserfarbe von Jahreszeit zu Jahreszeit zu veraendern. Wir erwischten einen Zeitpunkt, an dem der See knallig blau bis fast schon tuerkis war. Waeren wir einen Monat spaeter gekommen, waere er grau gewesen. Schon recht faszinierend, wenn nicht mal die Wissenschaft zu begruenden weiss, wie das funktioniert. Danach fuhren wir ueber typisch australische Hinterlandstrassen durch bis nach Robe, wo wir auch unser Nachtlager aufschlugen - und was fuer eins! Es war ein geiles, grosses, einstoeckiges Haus, in dem aber irgendwie kaum einer ausser uns war. Die Leitung hatte ein Kanadier um die 22 Jahre, der mal eben den Laden schmiss, solange die eigentlichen Betreiber fuer eine Woche weg waren. Der hatte auch schon die Stereoanlage angeschmissen zur Berieselung des gesamten Hostels. Die Zimmer waren echt gross und geraeumig, ebenso wie die Kueche, das Wohnzimmer mit riesigem Flachbildschirm und die Bibliothek bzw. das Kaminzimmer. Es war das beste Hostel, in dem ich je war! Das Staedtchen selbst war auch total toll, direkt am Meer und irgendwie hatte es, nicht nur wegen des Wetters, den Charme einer kleinen Stadt an der Nordsee. Wir liessen den Tag mit einem Sonnenuntergang und Bier am Strand ausklingen und ueberlegten, ob wir nicht noch eine Nacht laenger in Robe bleiben sollten, doch da unser Flug am Samstag bereits um 13:00 Uhr ging und wir noch ueber 500 km Rueckweg vor uns hatten, fuhren wir am naechsten Tag doch wieder weiter.

Es war Freitag und wir fuhren zunaechst noch etwas in Robe und Umgebung herum, u. a. einmal zum Long Beach, der seinem Namen alle Ehre machte. Es handelte sich um einen zwoelf Kilometer langen Strand, auf dem man auch mit dem Auto langfahren konnte. Da es zwar sonnig, aber doch zu frisch zum Baden war, stand etwa alle 500 bis 1.000 Meter eine Karre im Sand und die wenigen Leute gingen spazieren, angelten oder liefen in den Duenen herum. Total klasse der Strand. Robe, so kann ich definitiv sagen, war bisher der schoenste Flecken Erde in Australien, wenn natuerlich auch sicher nicht der spektakulaerste. Trotzdem toll! Leider mussten wir auch diesen irgendwann verlassen und zwar zurueck in Richtung Melbourne. Unterwegs passierten wir Beachport, ein kleines Doerfchen mit interessanten Straenden und einem See, der (O-Ton des Prospekts) "moeglicherweise bis zu sieben Mal salziger ist als das Meer" und in dem man baden konnte - ja wie jetzt, moeglicherweise? Erfinden oder raten die jetzt schon ihre Attraktionen, indem sie eine These aufstellen, oder wie?

Anschliessend kehrten wir zum Mittagessen wieder in Mount Gambier ein, wo wir noch ein Sinkhole betrachteten, ein ploetzlich und vollkommen natuerlich entstandenes Loch von etwa 30x30 Metern Durchmesser, wie es sie an mehreren Orten in Australien gibt, so etwa wie bei uns, wenn in der Naehe von Bergwerksstollen die Haeuser versinken, nur hier halt ohne Stollen. War sehr beeindruckend, auch wenn die aus dem Loch eine Art Park gemacht haben - passte aber ausnahmsweise sogar mal. Waeren die "angree bees" nicht, waere es es ein sehr schoener Ort zum entspannen.

Nach einem kurzen Abstecher ueber die Grampians (siehe auch dazu den damaligen Bericht) kamen wir in Ballarat an, ca. 150 Kilometer vor Melbourne. Dort residierten wir in einer Kaserne, die zwar nicht alt wirkte, aber zumindest auf alt getrimmt wurde. Ob sie wirklich mal als solche genutzt und lediglich renoviert wurde, oder ob sie nur zu Showzwecken hier steht (in unmittelbarer Naehe war ein Showdorf aufgebaut ueber die Goldgraeberzeit in Ballarat), ist nicht ueberliefert. Am naechsten Tag ging es dann auch nur noch in Richtung Flughafen und wieder nach Hause, wobei ich bereits zum zweiten Mal zufaellig dazu auserwaehlt wurde, meinen Rucksack einer Sonderkontrolle zu unterziehen, indem eine Art Teststreifen ueber und durch meinen Rucksack gezogen wurde, um nach Sprengstoffspuren zu suchen. Komischerweise waren beide Tests negativ. Scheinen sich wohl nicht lange zu halten, diese Spuren ;-)

PS: Das Bild hier nebenan zeigt uebrigens einen in Australien weit verbreiteten Drive Through Bottle Shop. Alkohol bekommt man ja hier nicht im Supermark (bei Aldi komischerweise schon in Form von Thueringer Pilsener, warum auch immer), sondern nur in lizensierten Alkoholmaerkten (Bottle Shops). Manche haben eben, wie bei Mc Donald's, einen Drive Through, wo die Bedienung ans Auto kommt und einem das bringt, was man will. Tolle Erfindung! Und das Erste, das trinkt er immer noch sofort...

Friday, February 02, 2007

Australian Open and Australia Day 2007

Nachdem Insa bereits am letzten Dienstag nach Melbourne mit dem Bus vorgefahren war, ging es fuer mich am Mittwoch morgens mit dem Flieger hinterher. Der Flug war dieses Mal deutlich angenehmer als die Achterbahfahrt vom letzten Mal, allerdings kam ich auch am abgelegenen Avanlon-Flughafen an, was eine Stunde Busfahrt in die City bedeuten sollte. Dort traf ich Insa, die bereits in einem Billighostel eingecheckt hatte, allerdings auch erst einmal nur fuer eine Nacht. Mittags sollte ihre Freundin Isi ankommen, bis dahin vertrieben wir uns die Zeit mit Hostelbeschauen quer durch die Stadt und Eisessen. Als Isi dann kam, entschieden wir uns, auch das Billighostel zu nehmen, Herrgott, was sollte daran so schlimm sein...

Ja, das kann ich sogar recht genau sagen. Die Zimmer lagen direkt zu einer Kreuzung zweier Hauptverkehrsstrassen raus, die dazu auch noch von Strassenbahnen und Zuegen frequentiert war. Dazu hatte man unter anderem eine Mitbewohnerin aus Deutschland, die sich seit ihrer Einnistung dort vor ein paar Monaten nicht nur schon haeuslich eingerichtet (mit Fotos, Plastikpistolen und Faechern an der Wand), sondern seitdem wohl auch nicht mehr gewaschen hatte. Die verlumpten Haare sprachen fuer sich, auch wenn man beim Anblick der Nassbereiche (leicht ueber litauischem Stadiontoilettenstandardniveau angesiedelt) sogar fast verstehen konnte, dass sie die Duschen nicht benutzt zu haben schien. Man war in so einem typischen Drecksloch gelandet, vor dem man immer Angst hat. Dazu bekam ich AFL-Bettwaesche, die mich ein wenig an die Knight Rider-Bettwaesche aus meinen Kindertagen erinnerte. Egal, ich plazierte mich am Fenster im unteren Teil eines bis dato noch gaenzlich unbelegten Hochbetts und Isi schlief ein Bett weiter unter der deutschen Mottenfaengerin.

Wir nahmen unser freies Begruessungsbier im anliegenden Pub ein und Insa und ich machten uns nach den ersten drei Pints auch auf den Weg in die Rod Laver Arena, weil wir fuer den heutigen Abend ja dort Viertelfinalkarten hatten. Wir sollten Gonzales gegen Nadal zu sehen bekommen, allerdings waren wir schon frueher da und wollten um jeden Preis noch das Ende von Haas gegen Davydenko gucken, was uns irgendwann beim dritten Durchschleichversuch auch gelang, weshalb wir den kompletten fuenften Satz dieser Partie noch bestaunen konnten, der bekanntlich an Haas ging. Danach wurde das Rund erst einmal komplett geraeumt und im Anschluss fand dann endlich das zweite Maennerviertelfinale statt, welches spielerisch ebenfalls sehr interessant war. Das darauf folgende Mixed-Doppel zwischen Leuten, die anscheinend nicht nur wir nicht kannten, guckten wir uns aber nicht mehr an, hatten wir doch zusammen bis dato ohnehin schon wieder 80 Dollar fuer Bier alleine im Stadion ausgegeben.

Am naechsten Tag machten Insa, Isi und ich einen Stadtbummel, und ich muss sagen, dass die 80 Dollar fuer die Getraenke am Vorabend gut investiert waren, denn Isi wurde die Nacht ueber von Bed Bugs (Bettwanzen) geradezu zerstochen. Tja, das kommt davon, wenn man sich unter so einer wandelnden Flohfarm bettet, meinen Blutalkoholspiegel mochten sie offensichtlich nicht, und deshalb blieb ich wohl auch gaenzlich verschont. Aufgrund einer kleinen Planaenderung bleib ich aber auch nicht mehr bis zum Samstag, sondern reiste nach einem Stadtrundgang schon wieder im Zug nach Sydney zurueck, erste Klasse, versteht sich. Okay, die Economy Class war ausgebucht und netterweise bekam ich vom Bahnbeamten daher Concession (Ermaessigung), weshalb es am Ende gar nicht einmal so teuer war.

Am Freitagmorgen kam ich in Sydney an und es war der 26. Januar - Austrlia Day! Am Australia Day wird die "Entdeckung Australiens durch Captain James Cook" gefeiert, wobei man dabei als Australier natuerlich gerne darueber hinweg sieht, dass James Cook weder Australien als Erster entdeckt hat noch zum damaligen Zeitpunkt Kapitaen war. Trotzdem war die ganze Stadt voll mit feiernden Leuten mit austrlischer Bemahlung oder Beflaggung, in The Rocks gab es ueberall Livekonzerte und sonstige Darbietungen, ebenso wie am Darling Harbour, an dem am Abend die grosse Party steigen sollte, der auch Claudia und ich beiwohnten, nachdem wir zunaechst mittags mit den Bewohnern meines Hauses eine Partie Cricket (macht sogar Spass) im Park gespielt und uns die Darbietungen in der City angesehen hatten. In dem kleinen Hafen war eine Insel mit grossen Leinwaenden aufgebaut, davor waren kleinere Inseln aufgebaut, aus denen spaeter das Feuerwerk kommen sollte. Ziemlich amerikanisch kam die Unterhaltung bis zum Feuerwerk daher, australische "Prominente" erklaerten auf dem Bildschirm vor australische Fahnen, was fuer sie der Australia Day bedeutet. Gleiches wurde mit einigen ausgewaehlten der 150.000 Anwesenden gemacht, die von den nervigen Moderatoren der Marke DSDS vor die Kamera gezerrt wurden, was am Ende darin ausuferte, dass fuenf Leute auf einem Boot der gaffenden Masse vorgefuehrt wurden, die gerade vor ein paar Stunden eingebuergert wurden. Zum Abschluss wurde natuerlich auch noch die Hymne von so einer Operntussi gesungen, aber wenigstens sang das Publikum kaum mit. Nachdem diese Tortur ueberstanden war, begann auch endlich der Hauptakt, das grosse Feuerwerk. Es begann mit "Artisten", die zu "Thunder" von ACDC (spaeter wechselte die Musik mehrmals) mit Kettensaegen synchron zur Melodie Funken spruehen liessen, ab da an begann dann das geilste Feuerwerk, das ich je gesehen habe - besser noch als das an Silvester. Von den kleinen Abschussinseln wurde Zeug hochgeballert, ein absoluter Traum, dazu die Lichteffekte der Hauptinsel... einfach nur geil. Es war deshalb so atemberaubend, weil alles auf sehr kleinem Raum hochging und auch nicht kilometerweit in den Orbit geballert wurde, sondern schon nach 30 bis 50 Metern hochging, bzw. wurde auch viel mit Flakbatterien gearbeitert. Die letzte Minute ging so viel hoch, dass einem die Asche nur so um die Ohren rieselte. Als Kroenung flog auch noch ein australischer F-111 Kampfjet ueber den Hafen hinweg, der einen riesigen Feuerschweif hinter sich herzog. Der absolute Hammer! Die Bilder koennen natuerlich nicht annaehernd wiedergeben, wie geil es war, aber ich habe auch ein Video dazu und das werde ich mir irgendwann zu Hause mal auf dem Fernseher ansehen.

Am Wochenende war ich dann mal wieder in Coogee am Strand und im Laufe der Woche passierte jetzt auch nichts weltbewegendes, ich war halt am Dienstag noch im Kino (Deja vu), aber sonst... aktuell bin ich schon wieder in Melbourne (aktuell sind es hier wieder mal weit ueber 30 Grad Celsius, morgen und Sonntag sind es 38 Grad, bevor es dann am Montag ganze 19 Grad schlagartig kaelter wird!!!) ein paar Bierchen trinken gehen. Claudia ist von heute an bis Sonntag in Lorne, einem Doerfchen an der Great Ocean Road, auf einer Biotechnologiekonferenz, und am Montag werden wir dann die Great Ocean Road abfahren, dieses Mal auch mit etwas mehr Zeit im Gepaeck - davon haben wir naemlich eine komplette Woche. Am Sonntag ist hier aber vorher noch das Halbfinalrueckspiel um die australische Meisterschaft zwischen Melbourne Victory und Adelaide United (Hinspiel 0:0), fuer das ich mir natuerlich schon Karten gesichert habe. Die Fotos zu diesem Artikel reiche ich (wie immer) nach, allerdings erst nach meiner "Heimkehr" nach Sydney am 10. Februar.

PS: 5:0 gegen Hertha und ich war nicht dabei... uiwefy 90wr8r7 t90w4yt9wrygo8wr87t893 4yhiiruy8w90 u qp8r0w7