Am

Freitag vorletzter Woche ging ich abends mit Jo (CFHH) in Melbourne das eine oder andere Cider trinken und am naechsten Tag zeigte ich ihm ein wenig die Stadt, schliesslich war ich ja schon zwei Mal hier. Interessanterweise sah ich dieses Mal auch die Formel 1-Strecke von Melbourne, die ich beim letzten Mal gar nicht

registriert hatte, obwohl ich dort war. Ist schliesslich ein Stadtkurs und die Aufbauarbeiten um den Albert Lake hatten dieses Mal bereits begonnen (das Rennen findet am 18. Maerz statt). Am Sonntag fand um 18:00 Uhr das Halbfinalrueckspiel um die australische Fussballmeisterschaft zwischen Melbourne und Adelaide statt:
Melbourne Victory - Adelaide United 2:1 (48.000 Zuschauer, 1.000 Gaestefans)Ich

hatte fuer Claudia und mich Karten online bestellt (man bekam sie per Mail als PDF zugeschickt und musste sie sich dann ausdrucken, anhand des Strichcodes kam man dann halt rein - aus Sicht von Eintrittskartenliebhabern absoluter Muell, aber in Australien gaengig). Urspruenglich sollte sie gegen 16:00 Uhr in Melbourne eintreffen, da aber ihr Bus eine Panne hatte und der Ersatzbus danach auch, kam sie erst um 21:00 Uhr an und so nahm Jo natuerlich dankend ihr Ticket.
Mit

48.000 Zuschauern war der Telstra Dome sehr gut gefuellt, knapp 1.000 Gaestefans begleiteten und besangen ihr Team, das die Woche zuvor das Hinspiel 0:0 zu Hause vergeigt hatte. Tagsueber waren es 38 Grad in der Stadt, und auch abends, gegen 19:00 Uhr (Anpfiff war um 18:00 Uhr), waren es immer noch

34 Grad in der Schuessel. Die Stimmung war trotzdem generell gut und das Spiel war ebenfalls spannend, gerade auch, weil Adelaide nach nur vier Minuten mit 1:0 in Fuehrung ging. In der zweiten Halbzeit war aber fast nur noch Melbourne am Druecken und so fiel das

wichtige 2:1 in der Nachspielzeit zwar gluecklich, aber nicht unverdient. Das Stadion war am Toben und einem der Blue White Brigade-Leuten schwatzte ich nach dem Spielschluss sogar noch einen BWB-Schal ab.
Fuer das grosse Finale am kommenden Sonntag - welches kurioserweise wieder Melbourne gegen Adelaide heissen wird - werde ich aber nicht extra nach Melbourne fahren, ich war da jetzt oft genug und so wichtig ist mir das in einem fremden Land nun auch nicht. Waere es in Adelaide gewesen, waere ich wohl hin, da ich dort noch nicht war, aber so ist fuer mich das Kapitel Fussball in Australien offiziell abgeschlossen.
Am

Montag zeigte ich dann auch Claudia mal Melbourne (allmaehlich sollte ich Geld dafuer nehmen) und unter anderem besuchte ich die kostenlose Ausstellung "
Sneakers", in der diverse Kuriositaeten in Sachen Schuhwerk ausgestellt wurden. Fotos machen durfte man leider keine, aber vielleicht auch besser so, sonst haette der

eine oder andere hier bestimmt nur wieder einen Herzinfarkt bekommen. Am Dienstag ging es dann mit dem Mietwagen los. Dieses Mal hatte ich auch endlich einen Wagen mit manueller Schaltung, was aber trotz der verkehrten Seite nicht weiter schwierig war. Um es wenigstens etwas zu verkuerzen, so gut wie alles, was ich beim letzten Mal schon gesehen hatte (bis auf Philip Island), haben wir uns auch dieses Mal angeschaut, wer also will, guckt einfach im Bericht "
Melbourne, Great Ocean Road, Grampians, Philip Island" noch mal nach.
Jedenfalls

ging es am ersten Tag nicht mehr weit, wir guckten uns den Golfplatz mit den Kaengurus an, schekelten etwas durch Lorne (wo die Konferenz war), sahen uns die Erskine Falls an und einen Leuchtturm, der irgendwo in der Gegend herumstand. Auch dieses Mal war die Great Ocean Road von ihrer Natur her

einzigartig und grossartig, und ich wuerde sie vielleicht sogar noch ein drittes Mal fahren wollen, aber dazu wird es waehrend meines aktuellen Aufenthalts sicherlich nicht mehr kommen. Wir landeten am Ende in Apollo Bay, wo wir uebernachteten. Zuvor besuchten

wir noch einen abgelegenen Wasserfall namens Carisbrook Fall, und als wir zurueck gingen, hing da einfach mal so ein Koala auf Augenhoehe in einem Baum, der ueber den Weg ragte, und verputzte munter sein Abendessen. Er liess sich auch nicht gross von

uns stoeren und zur Belohnung reichten wir ihm ein paar leckere Blaetter vom Nebenbaum. Putzig, diese kleinen Gammler. Deren Fell fuelt sich auch total hart an, so wie das von Schafen oder von einem grossen Hund. Aber belaestigt haben wir den Kleinen nicht, und ihn zu einem kitschigen Touristenfoto (Tourist mit Koala im Arm) haben wir ihn auch nicht weiter genoetigt.
Nach

einer ziemlich kalten Nacht in Apollo Bay ging es frueh raus, da der Hauptteil auf uns wartete, mit den 12 Aposteln (wo wir einen angespuelten, vermeintlichen Walzahn oder aehnliches fanden) und den ganzen anderen Felsformationen und Kuestenabschnitten. Zwischendrin latschten wir auch noch durch einen sogenannten "kalten Regenwald" und zum einen oder anderen Wasserfall. Anschliessend, was sehr interessant war, besuchten wir den Otway Fly Tree Top Walk. Da ist ein Regenwald,

ueber den man auf Metallbruecken geht. Die waren teilweise bis zu 35 Meter hoch und von dem einen Turm aus konnte man sogar 47 Meter ueber dem Wald schweben, wobei die meisten Baeume immer noch groesser waren. Hat auch alles ganz

gut gewackelt, also bei starkem Wind moechte ich da nur ungerne drauf rumlaufen. Am Ende des Tages fuhren wir noch kurz in das Tower Hill Reserve, dem erloschenen Vulkan hinter dem offiziellen Ende der Great Ocean Road. Da es kurz vor Sonnenuntergang

war, wimmelte es nur so von australischen, nachtaktiven Tieren, sprich Kaengurus, Koalas, Emus, und sogar ein Fuchs war dieses Mal dabei. Wir fuhren noch weiter bis Port Fairy und schlugen dort unser Nachtlager im Hostel auf.
Am

Donnerstag staunten wir ueber den in Port Fairy abgehaltenen Commonwealth Championship Sheep Dog Trial ("Staatenbundmeisterschaft in der Schafshundeprüfung"), einem Wettbewerb fuer Hirtenhunde, die Schafe ueber einen Parcours jagen mussten. Ja, die Australier sind schon verkappte Amerikaner

, das ist mir hier bereits mehrmals aufgefallen. Ein weiterer Grund, die Zeit in Australien zwar zu geniessen, dann aber doch wieder nach Deutschland zurueckzukehren. Eine sensationell tolle Erfahrung reicher fuhren wir kurz zurueck zum Tower Hill Reserve, wo wir noch ein bisschen durch die Gegend latschten, und dann ging es nach Portland und Cape Bridgewater, wo wir auch noch ein bisschen herumschekelten.
Bis

hier hin war nicht so viel Neues fuer mich dabei, aber hinter Cape Bridgewater fing auch fuer mich die Strecke an, die ich noch gar nicht kannte. Es war schon nicht mehr ganz so frueh am Tag, als wir die Staatsgrenze von Victoria in Richtung South Australia ueberschritten und in Mount Gambier ankamen, einem

mittelgrossen Staedtchen mit einem besonderen See, dem Blue Lake. Dieser hat die besondere und von der Wissenschaft bisher noch nicht erklaerte Eigenschaft, seine Wasserfarbe von Jahreszeit zu Jahreszeit zu veraendern. Wir erwischten einen Zeitpunkt, an dem der See knallig blau bis fast schon tuerkis war. Waeren wir einen Monat spaeter gekommen, waere er grau gewesen. Schon recht faszinierend, wenn nicht mal die Wissenschaft zu begruenden weiss, wie das funktioniert. Danach fuhren wir ueber typisch australische Hinterlandstrassen durch bis nach Robe, wo wir auch unser Nachtlager

aufschlugen - und was fuer eins! Es war ein geiles, grosses, einstoeckiges Haus, in dem aber irgendwie kaum einer ausser uns war. Die Leitung hatte ein Kanadier um die 22 Jahre, der mal eben den Laden schmiss, solange die eigentlichen Betreiber fuer eine Woche weg waren. Der hatte auch schon

die Stereoanlage angeschmissen zur Berieselung des gesamten Hostels. Die Zimmer waren echt gross und geraeumig, ebenso wie die Kueche, das Wohnzimmer mit riesigem Flachbildschirm und die Bibliothek bzw. das Kaminzimmer. Es war das beste Hostel, in dem ich je war! Das Staedtchen selbst war auch total toll, direkt am Meer und irgendwie hatte es, nicht nur wegen des Wetters, den Charme einer kleinen

Stadt an der Nordsee. Wir liessen den Tag mit einem Sonnenuntergang und Bier am Strand ausklingen und ueberlegten, ob wir nicht noch eine Nacht laenger in Robe bleiben sollten, doch da unser Flug am Samstag bereits um 13:00 Uhr ging und wir noch ueber 500 km Rueckweg vor uns hatten, fuhren wir am naechsten Tag doch wieder weiter.
Es

war Freitag und wir fuhren zunaechst noch etwas in Robe und Umgebung herum, u. a. einmal zum Long Beach, der seinem Namen alle Ehre machte. Es handelte sich um einen zwoelf Kilometer langen Strand, auf dem man auch mit dem Auto langfahren konnte. Da es zwar sonnig, aber doch zu frisch zum Baden war, stand etwa alle 500

bis 1.000 Meter eine Karre im Sand und die wenigen Leute gingen spazieren, angelten oder liefen in den Duenen herum. Total klasse der Strand. Robe, so kann ich definitiv sagen, war bisher der schoenste Flecken Erde in Australien, wenn natuerlich auch

sicher nicht der spektakulaerste. Trotzdem toll! Leider mussten wir auch diesen irgendwann verlassen und zwar zurueck in Richtung Melbourne. Unterwegs passierten wir Beachport, ein kleines Doerfchen mit interessanten Straenden und einem See, der (O-Ton des Prospekts) "moeglicherweise bis zu sieben Mal salziger ist als das Meer" und in dem man baden konnte - ja wie jetzt, moeglicherweise? Erfinden oder raten die jetzt schon ihre Attraktionen, indem sie eine These aufstellen, oder wie?
Anschliessend

kehrten wir zum Mittagessen wieder in Mount Gambier ein, wo wir noch ein Sinkhole betrachteten, ein ploetzlich und vollkommen natuerlich entstandenes Loch von etwa 30x30 Metern Durchmesser, wie es sie an mehreren Orten in Australien gibt, so etwa wie bei uns, wenn in der Naehe von Bergwerksstollen

die Haeuser versinken, nur hier halt ohne Stollen. War sehr beeindruckend, auch wenn die aus dem Loch eine Art Park gemacht haben - passte aber ausnahmsweise sogar mal. Waeren die "angree bees" nicht, waere es es ein sehr schoener Ort zum entspannen.
Nach

einem kurzen Abstecher ueber die Grampians (siehe auch dazu den damaligen Bericht) kamen wir in Ballarat an, ca. 150 Kilometer vor Melbourne. Dort residierten wir in einer Kaserne, die zwar nicht alt wirkte, aber zumindest auf alt getrimmt wurde. Ob sie wirklich mal als solche genutzt und lediglich renoviert

wurde, oder ob sie nur zu Showzwecken hier steht (in unmittelbarer Naehe war ein Showdorf aufgebaut ueber die Goldgraeberzeit in Ballarat), ist nicht ueberliefert. Am naechsten Tag ging es dann auch nur noch in Richtung Flughafen und wieder nach Hause, wobei ich bereits zum zweiten Mal zufaellig dazu auserwaehlt wurde, meinen Rucksack einer Sonderkontrolle zu unterziehen, indem eine Art Teststreifen ueber und durch meinen Rucksack gezogen wurde, um nach Sprengstoffspuren zu suchen. Komischerweise waren beide Tests negativ. Scheinen sich wohl nicht lange zu halten, diese Spuren ;-)
PS:

Das Bild hier nebenan zeigt uebrigens einen in Australien weit verbreiteten Drive Through Bottle Shop. Alkohol bekommt man ja hier nicht im Supermark (bei Aldi komischerweise schon in Form von Thueringer Pilsener, warum auch immer), sondern nur in lizensierten Alkoholmaerkten (Bottle Shops). Manche haben eben, wie bei Mc Donald's, einen Drive Through, wo die Bedienung ans Auto kommt und einem das bringt, was man will. Tolle Erfindung! Und das Erste, das trinkt er immer noch sofort...